Wir können viel mehr machen, als wir denken.
Wie verhindern wir die Klimakrise? Darüber diskutierten die Ländervertreter gerade knapp zwei Wochen auf der Weltklimakonferenz (COP) in Glasgow. Dass es konkrete Ideen und Lösungen gibt, hat Thomas Nowak hautnah erlebt. Der Generalsekretär der »European Heat Pump Association« (EHPA) nutzte seine Anreise zur COP26 für eine Tour zu nachhaltigen und zukunftsweisenden Projekten. Er hat »the balcony®« exklusiv von den Highlights seiner aufregenden Reise erzählt – die er übrigens mit dem Elektroauto unternommen hat.
the balcony: Thomas, wie lange warst du unterwegs?
Thomas Nowak: Ich war zehn Tage unterwegs und habe dabei Stopps in Deutschland, Belgien, den Niederlanden und Großbritannien eingelegt. Am 10. November bin ich schließlich im schottischen Glasgow angekommen, um bei der COP26 als Beobachter teilzunehmen und bei der Gründung des »Global Clean Heat Forums« zu sprechen.
the balcony: Wie entstand die Idee, aus der Fahrt zur COP26 eine solche Tour zu machen?
Thomas Nowak: Eine möglichst klimaschonende Anreise war mir wichtig, also fiel das Flugzeug weg. Blieben noch Zug und Auto. Dann dachte ich mir, dass es schade wäre, einfach nur nach Glasgow zu fahren. Es gibt Elektroautos mit Wärmepumpe, die Wärmepumpe konnte ich auf meine Tour mitnehmen. Und dann habe ich überlegt, wie weit das überhaupt ist. Als ich mir die Strecke angesehen habe, fiel mir auf, dass ich sowieso an mehreren Stationen vorbeikommen würde, an denen interessante Wärmeprojekte zu finden sind. Und dann ging es schnell. Ich habe ein paar Menschen angerufen und alle waren begeistert. Also haben wir eine Tour geplant, Stationen festgelegt an denen sich Menschen für Projekte eingesetzt haben, die die Emission im Heizungssektor massiv reduzieren und so einen Beitrag zur Energiewende leisten. Alle Projekte waren mindestens in der Bauphase, es war also keine Möglichkeit der Veränderung, sondern konkrete Aktivität, die ich beobachten konnte.
the balcony: Erzähl uns von deinen spannendsten Haltepunkten.
Thomas Nowak: Die Installationen, die ich auf der Tour besucht habe, sind beispielhaft für die schon heute vorhandenen technischen Möglichkeiten. In London beispielsweise wird die Abwärme der U-Bahn dafür genutzt, mehr als 1.300 Haushalte, eine Schule und zwei Freizeitzentren mit Heizwärme und Warmwasser zu versorgen. Das ist weltweit einmalig! Die Fäden dafür laufen in einem revolutionären Energiezentrum zusammen, wo die Technik verbaut ist. Dank dieses Projekts – Träger ist die Kommunalbehörde Islington – sinken in London die Heizkosten und die Luftqualität verbessert sich. Außerdem wird die Stadt energieautarker.
In Blackburn habe ich ein Renovierungsprojekt von drei Hochhäusern mit Sozialwohnungen besucht. Diese wurden im laufenden Betrieb auf erneuerbare Energie umgestellt und werden schon in diesem Winter mit Erdwärme beheizt. Die Bewohner waren von der neuen Wohnqualität begeistert.
the balcony: Klingt wirklich zukunftsweisend. Wo warst du noch zu Besuch?
Thomas Nowak: Ich war beim britischen Stromversorger Octopus zu Gast, der mit zwei Wärmepumpen-Herstellern kooperiert und jedes Jahr 1.000 Kräfte mit dem Schwerpunkt Wärmepumpen-Installation ausbildet. In Brüssel habe ich einen Stopp bei einer interessanten Modernisierung eingelegt: Aus einem alten Bauernhof wurde eine Airbnb-Unterkunft, in der zwei Luft-Wasser-Wärmepumpen und eine Brauchwasser-Wärmepumpe von STIEBEL ELTRON den Gästen jede Menge Komfort bringen.
the balcony: Welche Eindrücke hast du während deiner Reise gewonnen?
Thomas Nowak: Ich habe auf dieser Tour an jeder Station motivierte Menschen getroffen, die die Energiewende vorantreiben wollen und überzeugt sind, dass es geht. Die Stimmung war durchweg positiv und mehr als einmal habe ich gehört: »auf erneuerbare Energie umzustellen war das einzig richtige« oder »das war die beste Entscheidung meines Lebens«. Was diese Gespräche mir gezeigt haben: Wir können viel mehr machen, als wir denken und normale Menschen wollen mitmachen. Lasst uns mal loslegen!
the balcony: Welche Eindrücke hast du von der Klimakonferenz mitgebracht? Hat man die Aufbruchsstimmung vor Ort gespürt?
Thomas Nowak: Die allgemeine Einschätzung ist ja eher verhalten. Man muss vielleicht relativieren, was man von einer Konferenz erwarten kann, bei der 197 Parteien einen Kompromiss aushandeln. Es stimmt mich trotzdem nachdenklich, dass trotz der deutlichen Anzeichen eines Klimawandels und der weiter steigenden Konzentration von CO2 in der Atmosphäre keine drastischen Maßnahmen beschlossen werden konnten. Kohle bleibt weiter im Spiel und von Öl und Gas wurde gar nicht gesprochen. Auch die Frage der Subventionierung von fossiler Energie bleibt vage. »Nicht-effiziente Subventionen« sollen allmählich abgebaut werden.
Meine Botschaft war eine andere:
für den Heizungssektor stehen uns alle Lösungen für eine komplette Entkarbonisierung über die nächsten 30 Jahre zur Verfügung. Am Gebäude-Tag der COP26 habe ich darüber auf der Gründungsveranstaltung des ‚Clean heat forum‘ gesprochen. Erneuerbare, emissionsfreie Wärme ist auf der »Weltbühne« angekommen. Das macht optimistisch. Jetzt müssen wir weiter daran arbeiten, dass die sauberste Art des Heizens (und des Kühlens) auch für den Endbenutzer die attraktivste Form wird. Nur so werden aus den unendlichen technischen Möglichkeiten Millionen installierter Heizungs- und Kühlungsanlagen.
Wer für Wärme unterwegs ist, dem sollte nicht kalt werden. Daher haben wir Thomas mit einer »the balcony®«-Mütze ausgestattet, die von GerSa handgefertigt wurde. Ein echtes Unikat also. Wir freuen uns, dass sie ihn auf seiner Reise so treu begleitet hat.