Stille Großstadt.

Kein hektisches Treiben, kaum Verkehr und eine für eine Großstadt frische, saubere Luft, die über die Hafenstadt hinwegfegt. Wer Rotterdam an einem 1. Weihnachtsfeiertag besucht, der erlebt die Industrie- und Handelsmetropole der Niederlande schlafend. An der Mündung des Rheins in die Nordsee ist dann eine ungewohnte Stille eingekehrt.

Eine Anreise aus dem Rheinland nach Rotterdam ganz ohne Stau – das ist ein Erlebnis, das nur an wenigen Tagen des Jahres möglich ist. Die Verkehrsadern zum größten Hafen Europas und in das zweitgrößte kulturelle Zentrum der Niederlande neben Amsterdam, sind meist hoffnungslos verstopft.

Freie Straßen, leere Parkhäuser, Großstadtjogger in feinstaubfreier Luft und entspannt schlendernde Spaziergänger lassen die Stadt aufatmen. Unweigerlich fällt jetzt ein klarer, konzentrierter Blick auf die Architektur Rotterdams – ein von Modernität geformtes Bild.

Im Zweiten Weltkrieg wurde Rotterdam durch Bombenangriffe der deutschen Luftwaffe fast vollständig zerstört. Bis heute sind die Angriffe im kollektivem Gedächtnis der Einwohner tief verankert. Das alte Rotterdam verschwand weitestgehend und wurde modern wiederaufgebaut. Heute wird das Stadtbild von Rotterdam durch eine Wolkenkratzer-Silhouette geprägt, die sich seit Mitte der 1980er-Jahre entwickelt hat. Die Stadt ist zudem ein Experimentierlabor für moderne Architektur und Städtebau.

Ein Labor für moderne Architektur.
Das Kop-van-Zuid-Quartier ist ein solches Labor, eine langgezogene ehemalige Hafeninsel inmitten des weiten Flussarmes der Nieuwe Maas. Das schon vor Jahrzehnten zugunsten eines stromabwärts in Richtung Nordsee erstellten Containerterminals aufgegebene Areal, wird zu einem Stadtviertel umgebaut, in dem einmal das zweite Herz der Innenstadt schlagen soll.

Schlendert man über die organisch gestreckte Erasmusbrücke von Ben van Berkel in Richtung Kop-van-Zuid-Quartier, dann läuft man direkt auf den «De Rotterdam»-Komplex zu. Rem Koolhaas und sein Office for Metropolitan Architecture (OMA) haben für die wachsende Stadt diese utopisch anmutenden, ineinander verschobenen Rechtecke als klares Statement einer Mega-City entworfen. Der 2013 realisierte Baukomplex bringt mit seinen 162.000 Quadratmetern Geschossfläche eine Menge Leben ins Viertel.

Am 1. Weihnachtsfeiertag ist aber auch hier Ruhe eingekehrt. Eine Stimmung, die in Kombination mit dem graublauen, kontrastreichen Winterlicht besonders ist. Vom nahen Wasser aus gesehen, ist der «De Rotterdam»-Komplex in seiner konsequenten Gradlinigkeit der maximale Gegensatz zu den alten Backsteingebäuden und ihren schmiedeeisernen Balkonen in seiner Nachbarschaft. Je nach Blickwinkel auf die urbane Architektur, ist eine Manhattan-Assoziation unweigerlich gegeben, zu sehr hat sich der Gegensatz aus rotbraunen Backstein und stahlgrauer Hochhausgeometrie in unserem Gedächtnis als »New-York-Look« verankert.

Keine Ruhe beim Klimawandel.
Und es gibt noch eine weitere Verbindung zwischen Rotterdam und New York. Beide Städte sind sogenannten „Delta-Cities“ – Metropolen, die von den Auswirkungen des Klimawandels aufgrund ihrer geografische Lage besonders betroffen sind.

Hier in Rotterdam gibt es aus diesem Grund viele Klimaprojekte. Der »Floating Pavilion« ist ein solches Projekt und ein Teil von Rotterdams »Climate Proof«. Diese Initiative bildet eine Bewegung aus Regierung, Organisationen, Unternehmen, Forschungsinstituten und der Bevölkerung, um die Stadt an den Klimawandel anzupassen und gleichzeitig einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Parallel soll mit Hilfe der Initiative auch die regionale Wirtschaft gefördert werden. Besonderer Fokus liegt auf den Anforderungen im Bereich des Wassermanagements. Speziell die Hochwassergefahr durch Anstieg des Meeresspiegels und Zunahme von Extremniederschlägen ist von großer Bedeutung für die Stadt.

Faszinierende Architektur, kreative Stadtplanung und ambitionierte Klimaprojekte – wir von »the balcony« werden das inspirierende und gar nicht stille Rotterdam in nächster Zeit wieder besuchen. Hier gibt es spannende Kontraste zu entdecken. In diesem Sinne wird unser nächster Besuch nicht ruhig, sondern laut und trubelig. Hier noch ein paar Links zum Weiterlesen.

https://www.drijvendpaviljoen.nl
http://www.deltacities.com

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